Cyanobakterien bekämpfen: Die ultimative Anleitung gegen Blaualgen im Aquarium

Autor des Artikels: Calvin Barborik Artikel veröffentlicht unter: 12. Aug 2025
Cyanobakterien bekämpfen: Die ultimative Anleitung gegen Blaualgen im Aquarium

Ein schmieriger, blaugrüner oder manchmal sogar schwarzer Belag überzieht Pflanzen, Dekoration und den Bodengrund deines Aquariums? Begleitet wird das Ganze oft von einem unangenehm erdigen, fauligen Geruch? Dann hast du es höchstwahrscheinlich mit einem der hartnäckigsten Plagegeister in der Aquaristik zu tun: Cyanobakterien, besser bekannt als Blaualgen oder Schmieralgen.

  • Unterschied zu echten Algen: Während sich Faden- oder Pinselalgen fest an Untergründen verankern und sich faserig anfühlen, bilden Cyanobakterien einen schmierigen Film, den man leicht mit dem Finger abwischen oder als ganzen "Teppich" abheben kann.

Keine Sorge, du bist nicht allein mit diesem Problem! Viele Aquarianer haben schon Bekanntschaft mit diesen unerwünschten Gästen gemacht. Die gute Nachricht ist: Mit der richtigen Strategie und etwas Geduld kannst du die Cyanobakterien bekämpfen und dein Aquarium wieder in ein gesundes, klares Paradies verwandeln.

In diesem Leitfaden zeigen wir dir, wie du Blaualgen effektiv entfernst und – was noch wichtiger ist – wie du verhinderst, dass sie jemals wiederkommen.

  • Der Geruchstest: Eines der sichersten Merkmale zur Identifikation von Cyanobakterien ist ihr typischer, intensiv erdig-fauliger Geruch. Wenn du eine kleine Menge aus dem Wasser nimmst und daran riechst, weißt du sofort Bescheid.

 


Was sind Cyanobakterien – und warum habe ich sie?

Zuerst das Wichtigste: Cyanobakterien sind, wie der Name schon sagt, Bakterien und keine echten Algen. Das ist ein entscheidender Punkt, denn sie verhalten sich anders und benötigen daher auch eine spezielle Behandlung. Als Bakterien können sie sich extrem schnell vermehren. Da sie aber, genau wie Pflanzen, Photosynthese betreiben, sind sie auf Licht als Energiequelle angewiesen.

Blaualgen sind immer ein Symptom! Sie tauchen selten in einem perfekt laufenden, biologisch stabilen Aquarium auf. Ihr Auftauchen ist ein klares Zeichen dafür, dass das ökologische Gleichgewicht in deinem Becken gestört ist.

Die häufigsten Ursachen für einen Befall mit Cyanobakterien sind:

  • Nährstoff-Ungleichgewicht: Oft ist nicht ein Überschuss, sondern ein Mangel an bestimmten Nährstoffen (wie Nitrat) im Verhältnis zu anderen (wie Phosphat) ein Auslöser.
  • Mangelnde Hygiene: Zu viel Mulm am Bodengrund, seltene Wasserwechsel und ein verschlammter Filter bieten den Bakterien eine ideale Lebensgrundlage.
  • Zu viel Futter: Nicht gefressenes Futter zersetzt sich und führt zu einem Nährstoffüberschuss. (häufig ist auch sehr proteinreiches Futter ein Auslöser! In diesem Fall besonders Reste vermeiden.)
  • Schlechte Wasserzirkulation: In "toten Ecken" des Aquariums, wo die Strömung schwach ist, können sich Blaualgen ungestört ansiedeln.
  • Ein geschwächtes biologisches System: In neuen Aquarien oder nach einer Medikamentenbehandlung ist die nützliche Bakterienflora noch nicht stark genug, um den Cyanos Konkurrenz zu machen.


Die Blaualgen-Kur: Deine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Um die Cyanobakterien effektiv zu bekämpfen, kombinieren wir eine mechanische Entfernung mit einer gezielten Behandlung und entziehen den Bakterien ihre Lebensgrundlage.

Schritt 1: Die große Säuberung (Vorbereitung)

Bevor die eigentliche Behandlung startet, musst du den sichtbaren Feind so gut es geht dezimieren.

  1. Absaugen: Sauge alle sichtbaren Blaualgen-Teppiche mit einem dünnen Schlauch gründlich ab. Versuche, so wenig wie möglich aufzuwirbeln.
  2. Mulmen: Reinige den Bodengrund mit einer Mulmglocke, um Futterreste und organische Abfälle zu entfernen.
  3. Filter reinigen: Reinige deinen Filter, aber sei vorsichtig! Drücke die Filterschwämme nur grob in einem Eimer mit altem Aquarienwasser aus. Eine zu gründliche Reinigung würde zu viele wichtige Filterbakterien zerstören.
  4. Großer Wasserwechsel: Führe einen großzügigen Wasserwechsel von mindestens 50-70 % durch.

Schritt 2: Die kombinierte Dunkelkur & H2O2-Behandlung (Der Angriff)

Jetzt beginnt die zweiwöchige Intensivkur. Diese Methode ist sehr wirksam, da sie die Cyanobakterien von zwei Seiten angreift.

1. Die Dunkelkur: Da Cyanobakterien Licht für die Photosynthese benötigen, ist ein kompletter Lichtentzug eine hocheffektive Waffe.

  • Durchführung: Decke das Aquarium für zwei Wochen komplett ab. Es darf absolut kein Licht mehr ins Becken fallen. Nutze dafür Decken, Pappe oder dunkle Folie.
  • Fütterung: Deine Fische kannst du weiterhin sparsam füttern. Sie finden das Futter auch im Dunkeln. Hebe kurz eine Ecke der Abdeckung an und füttere gezielt.
  • Pflanzen: Gesunde Aquarienpflanzen überstehen eine zweiwöchige Dunkelkur in der Regel ohne größere Probleme.

Das Licht wird über den Zeitraum der Kur ausgeschaltet und das Aquarium abgedeckt, so dass möglichst wenig Licht von Außen eindringen kann.

2. Die H2O2-Behandlung (Wasserstoffperoxid): Parallel zur Dunkelkur behandeln wir die verbliebenen Nester gezielt mit Wasserstoffperoxid (H₂O₂).

Dosierung: Verwende eine maximal 3%ige H₂O₂-Lösung (aus der Apotheke). Dosiere täglich maximal 30 ml auf 100 Liter Aquarienwasser.

Anwendung: Ziehe die Tagesdosis mit einer Spritze oder Pipette auf und spritze die Lösung direkt und langsam auf die betroffenen Stellen unter Wasser. H₂O₂ zerfällt im Wasser zu Sauerstoff und Wasser und ist bei korrekter Dosierung für Fische und Garnelen unbedenklich.

Die Wirkung des H₂O₂ erkennt man schnell sobald die Oberflächen zu perlen beginnen.

WICHTIG: Sorge für ausreichend Belüftung! Sowohl der Zerfall von H₂O₂ als auch das Absterben der Cyanobakterien verbrauchen viel Sauerstoff. Besonders bei warmem Wasser kann der Sauerstoffgehalt kritisch sinken. Sorge daher während der gesamten Kur für eine starke Oberflächenbewegung durch den Filterauslass oder setze einen zusätzlichen Sprudelstein ein.

 

Schritt 3: Abschluss und Neuanfang

 

Nach zwei Wochen ist der Spuk meist vorbei.

  1. Entferne die Abdeckung vom Aquarium.
  2. Führe erneut eine gründliche Reinigung durch: Sauge abgestorbene Reste ab und mache einen weiteren großen Wasserwechsel von ca. 80 %.
  3. Sollten wider Erwarten noch kleine Nester zu sehen sein, kann die Kur nach einer Pause von ein bis zwei Wochen wiederholt werden.

 

Vorbeugung: Der Schlüssel zum dauerhaften Erfolg

 

Die Kur bekämpft das Symptom, aber nicht die Ursache. Damit die Blaualgen nicht zurückkehren, musst du deinem Aquarium helfen, ein stabiles Gleichgewicht zu finden.

  • Regelmäßige Pflege: Mache wöchentlich einen Wasserwechsel von 30-50 % und entferne regelmäßig Mulm.
  • Sinnvoll füttern: Füttere nur so viel, wie deine Fische in ein bis zwei Minuten fressen.
  • starke Pflanzenkonkurrenz: Ein dicht bepflanztes Becken mit schnellwachsenden Arten (z.B. Wasserpest, Hornkraut) verbraucht Nährstoffe, bevor die Cyanos eine Chance haben.
  • Optimale Strömung: Stelle sicher, dass alle Bereiche deines Aquariums gut durchströmt werden.
  • Gute Bakterien fördern: Nach der Kur kann der Einsatz von nützlichen Bakterienkulturen (Starterbakterien) helfen, die biologische Balance schneller wiederherzustellen.

 

Konkurrenzbakterien gezielt einsetzen: Es gibt Produkte auf dem Markt (z.B. von Microbe-Lift oder Seachem), die spezielle Bakterienstämme enthalten, die in direkter Konkurrenz zu Cyanobakterien stehen und ihnen die Nahrungsgrundlage entziehen. Dies ist eine hervorragende vorbeugende Maßnahme.

Der "Spezialfall" Bodengrund: Manchmal bilden sich Cyanobakterien-Schichten tief im Bodengrund, besonders wenn dieser sehr stark verdichtet ist. Hier hilft es, den Bodengrund bei der Reinigung vorsichtig mit der Mulmglocke "durchzupflügen", um Sauerstoff hineinzubringen.

 

Mit Geduld und dieser konsequenten Strategie wirst du die Cyanobakterien besiegen und dich bald wieder an einer klaren, gesunden und algenfreien Unterwasserwelt erfreuen können.

Autor des Artikels: Calvin Barborik Artikel veröffentlicht unter: 12. Aug 2025